Haute Route Zermatt-Chamonix - alpinzielplus.com

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Klassische Haute Route – von Zermatt nach Chamonix

Welcher Skitourengeher hat nicht schon von ihr gehört. Die klassische Haute Route führt von Chamonix nach Zermatt, man benötigt mindestens sechs Tage und bewegt sich auf großen Gletschern und in schönster hochalpiner Umgebung.
Viele beginnen die Route am Fuße des Mt. Blanc und enden ihre Durchquerung neben dem Matterhorn in Zermatt. Doch wieso die Tour nicht in umgekehrter Richtung gehen? Es spricht nichts dagegen, doch vieles dafür. Gesagt getan. Wir sind unterwegs ...

1.    Tag:
Zu Füßen der imposanten Matterhorn Nordwand verfliegt der Aufstieg zur Schönbielhütte mühelos. Denn kaum liegt das Zermatter Skigebiet hinter uns, eröffnet sich der weite Talkessel zwischen Matterhorn, Dent d’Hérens, Dente Blanche und Obergabelhorn vor uns. Je nach Schneelage führt uns der Hüttenaufstieg über den Zmuttgletscher oder über den Sommerweg entlang der Moräne.

2.    Tag:
Eine kurze steile Abfahrt im Lichtkegel der Stirnlampe führt uns hinunter auf den Tiefenmatten Gletscher. Über weite Gletscherterassen und kurze steile Aufschwünge führt unser Weg hinauf zum Col d‘Hérens. Ständig ändert sich die Perspektive auf die umliegenden hohen Berge. Immer wieder schauen wir zurück nach Osten, wo die Sonne sich farbenkräftig ihren Weg in Richtung Horizont sucht. Mit 3707 m erreichen wir bereits am zweiten Tag mit dem Gipfel der Tête Blanche einen wunderbaren Aussichtspunkt. Über den weiten Glacier du Mont Miné ziehen wir unsere Spuren hinüber zum Col de Bertol. Oberhalb der Lücke thront die Cabane de Bertol wie ein Adlerhorst über dem Gletscher. Wollen wir dort schlafen und die Abendstimmung auf der Hüttenterasse bestaunen? Heute nicht, denn zu sehr freuen wir uns auf die steile Pulverabfahrt 1300 Höhenmeter hinunter nach Arolla. Dort lädt uns in aller Gastfreundschaft das Hotel de Glacier ein. Urig gemütliche Zimmer, feinschmeckendes Abendessen mit üppigen Portionen für hungrige Bergsteiger verwöhnen uns. Gute Nacht aus dem kuscheligen Bett.

3.    Tag:
Heute ist Mt. Collon-Umrundungs-Tag. Zunächst über den unteren, dann über den oberen Arolla Gletscher geht es 1400 Höhenmeter ein schönes Tal hinauf zum Col de l’Évêque. Über ein großes Gletscherbecken sehen wir hinüber zur Vignettes Hütte. Unser heutiges Tagesziel. Eine gemütliche Abfahrt über den Glacier du Mont Collon und einen kurzen steilen Aufstieg später stehen wir vor der Hüttentüre. Sie geht auf, wir gehn rein - die Stube ist warm und die Küche fein.

4.    Tag:
Mit 3160 m liegt die Vignettes Hütte hoch oben am Berg. Das ist gut, denn der Weg zum Pigne d’Arolla wird so vergleichsweise kurz. Umso mehr Zeit bleibt uns, diesen Sonnenaufgang zu genießen. Kein Berg steht im Weg. Schon die ersten Sonnenstrahlen erreichen uns, während es unten im Tal noch dunkel ist. Eine besondere Stimmung ist das, wenn die Farben so intensiv sind
Wie im Fluge vergeht der Anstieg zu unserem höchsten Punkt. Mit 3790 Metern erreichen wir den Gipfel des Pigne d’Arolla. Von hier überblicken wir fast unsere gesamte Reise. Im fernen Osten ragt die Spitze des Matterhorns in die Höhe. Weit im Westen steht das breite und mächtige Mt. Blanc Massiv. Doch bis dorthin ist es noch ein gutes Stück.
Mit etwas Glück können wir eine gemütliche Gipfelrast einlegen. Heute wird der Gipfel vom Sturm gepeitscht. Die Felle runter, eine kurze herzliche Gipfelumarmung und schon gleiten wir mit Rückenwind über den Glacier du Brenay Richtung Westen hinunter.
Statt einem kurzen Gegenanstieg zum Col Nord des Portons entscheiden wir uns für die Abenteuervariante entlang den Séracs du Brenay. Eine steile Abfahrt, zwei kurze Stellen gesichert am Seil führen uns in nächster Nähe an den wackeligen Eistürmen vorbei auf das untere Gletscherplateau. Heute haben wir Glück und dürfen aus sicherer Entfernung beobachten, wie ein großer Sérac in sich zusammenbricht. Unter lautem Rumpeln fällt er in die Tiefe. Die großen Blöcke zerfallen in Kleine. Sie reißen den frischen Schnee mit sich und alles verschwindet in einer kräftigen Staubwolke.
Den Gletscher hinab und einmal um die Ecke. Dort steht die kleine rustikale Chanrion Hütte.

5.    Tag:
Über das Fenêtre de Durand wechseln wir heute das Staatsgebiet. Der Gipfel des Mont Avril liegt auf der Grenze nach Italien und bietet sich für eine weitere Gipfelbesteigung bestens an. Über weite Hänge, verschneite Weidelandschaften und eine kleine Ebene gehts hinab ins Valpelline. Um das Örtchen Glacier im Talgrund zu erreichen, schnallen wir für die letzte Stunde die Skier auf den Rucksack und wandern dem Frühling im Tal entgegen. Eine kurzweilige Taxifahrt später erreichen wir den Bergort Courmayeur im hintersten Aosta Tal. Vor uns steht das mächtige Mt. Blanc Massiv. Mit ihren 3600 Höhenmetern erhebt sich die schroffe Brenva-Flanke bis zum Hauptgipfel empor.
Doch für heute sind unsere Beine müde. Wir päppeln sie auf mit feinstem Espresso, Pizza, einem Gelati und einem Rotwein. Die gute italienische Küche und ein gemütliches Hotelbett geben Kraft nach den langen Tagen.

6.    Tag:
Wie eine Belohnung dürfen wir heute etwas länger schlafen und mit der ersten Gondel der neu erbauten Helbronner Bahn hinauf in die Gletscherwelt des Mt. Blanc schweben. Wir gehen es gemütlich an. Lassen uns Zeit. Genießen die Aussicht von der Plattform. Blicken hinüber auf die drei Gipfel des Mt. Blanc, zur Aiguille du Midi, dem Dent du Géant und der Grand Jorasse. Erst dann beginnen wir unsere lange Reise durchs Vallée Blanche.
1600 Höhenmeter Abfahrt und 11 Kilometer Strecke liegen vor uns. Ein kurzer Anstieg vorbei an den Aiguilles Marbrées bringt uns zum Col de Rochefort. Der imposante Zahn des Dent du Géant erhebt sich direkt vor uns und lässt uns klein erscheinen. Von hier erreichen wir eine selten befahrene Variante des Vallée Blanche und können mit vielen Stops die lange Abfahrt genießen. Das Mer de Glace, den unterste Teil des Gletschers, verlassen wir je nach Schneelage etwas früher oder später. Früher im Jahr können wir unsere Fahrt bis nach Chamonix fortsetzen. Später im Jahr bringt uns eine kurze Seilbahn hinauf zur Montenvers Zahnradbahn, mit der wir in die Alpinisten-Metropole Chamonix hinunter knattern.
In einem sonnigen Café in Chamonix lassen wir unsere lange Reise ausklingen. Vom Gipfel des Mt. Blanc zieht der zerrissene Bossons Gletscher herunter, um uns herum klappern die Skistiefel der Tourengänger und Skifahrer auf dem Teer und die Menschen erzählen von ihren Erlebnissen in den Bergen. Hier in Chamonix verschmelzen Alpinismus, Tourismus und Alltag. Und auch wir treten unsere Heimreise an, voller Eindrücke, neuer Erlebnisse und mit müden Beinen.

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Je nach Verlauf des Winters ist die Tour von Mitte März bis Mitte Mai bestens durchführbar. Die Route kann vielerorts erweitert oder auch verkürzt werden – je nach Kondition, Wetter und Verhätnissen. Mindestens sind allerdings 1100 Höhenmeter am Tag zu bewältigen. Da auf den Hütten teils viel Betrieb ist, müssen diese möglichst frühzeitig reserviert werden. Die Route führt durch stark vergletschertes, steiles und hochalpines Gelände. Erfahrung im Umgang mit jeglicher Art von alpinen Gefahren ist zwingend erforderlich. Die Verhältnisse und das Wetter ändern oft rasch und machen die Routenplanung und –findung anspruchsvoll.

 
21.04.2017, PL
 
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