Skibesteigung Mt. Blanc - alpinzielplus.com

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Skibesteigung Mt. Blanc

Was passt besser, als nach einer Haute Route von Zermatt nach Chamonix bei bestem Wetter und hervorragend akklimatisiert, den Mt. Blanc zu besteigen? Nur eines. Den Mt. Blanc mit Ski zu besteigen. Denn so fällt der mühsam lange Abstieg weg und schon mittags sitzt man wieder im sonnigen Café in Chamonix und blickt auf den Gipfel zurück.

Mit der Aiguille du Midi Bahn gehts bis zur Mittelstation Plan du Midi auf 2310 Meter hinauf. Zunächst geht es etwa 30 Höhenmeter bergab. Für die anfängliche Querungspassage hinüber zum Glacier du Bosson empfiehlt es sich zum einen früh dran zu sein, da ab Mittag mit der Sonneneinstrahlung vermehrt Steine aus der Midi Nordwand herauskommen, zum anderen hält man sich am besten sehr tief und peilt die alten Ruinen der Mittelstation Aiguilette de la Tour an. Von hier quert man sehr steile Hänge hinüber zum Gletscher.

Nun folgt eine eindrückliche Gletscherquerung, vorbei an großen Eistürmen, tiefen Löchern durchs blaue Labyrinth. In den meisten Fällen geht man bevorzugt am Gletscherseil. Hat man den Gletscherbruch passiert, geht es die letzten 300 Höhenmeter steil hinauf zur Grands Mulets Hütte. Schön thront sie oben auf dem Fels, mit rundumblick auf die Gletscherwelt, hinab nach Chamonix und auf die Route des nächsten Tages. Besonders eindrücklich ist der Sonnenuntergang mit freier Sicht nach Westen. Doch gerne ein paar Stunden schlafen möchte, sollte lieber nicht zu lange der Sonne hinterher sehen. Denn um 1.30 Uhr weckt der Hüttenwart bereits die ersten Gäste. Ob es gar so früh sein muss, bleibt jeder Seilschaft selber überlassen.

Wir entscheiden uns, etwas später zu starten. Um 3 Uhr ist zwar der Hüttenwart in seinen wohlverdienten Schlaf entschwunden. Doch auch ohne ihn schmeckt das einfache Frühstück hervorragend. Der Gletscher ist noch fest im Griff der Nacht. Wir klettern zu den Ski hinunter, ziehen die Felle auf und folgen den Stirnlampen, die aus der Ferne herableuchten. Die Harscheisen kratzen im harten Schnee, die Steilheit ist anfangs moderat. So machen wir schnell Höhe und fahren unseren Kreislauf auf Betriebstemperatur hoch. Nun steilt das Gelände auf. Früher stieg man über die Gletscherterassen mit Ski zum Vallot Biwak auf. Heute nimmt man diesen Weg nur noch für die Abfahrt. Zu viel Zeit würde man im Aufstieg unter den gefährlich hängenden Seracs verbringen und müsste sich im Dunkeln den Weg durch die Eisbrocken suchen. Daher hat sich der technisch etwas anspruchsvollere, dafür objektiv sicherere Weg über den Grat hinauf zum Dôme du Gôuter etabliert. Bis etwa 3700 Meter konnten wir gut mit Harscheisen und Ski gehen. Dann kommen die Ski auf den Rucksack, Steigeisen an die Füße und mit Pickel und Seil geht es 200 Höhenmeter über den blanken Grat empor. Eine gute Spur hat sich im Eis eingetreten – ohne wäre es sicher nochmals ein gutes Stück anspruchsvoller. Einige Eisschrauben sollten hierfür dabei sein. So kann das Gratstück gut abgesichert werden.

Das Gelände wird wieder flacher und wir stapfen im festen Schnee weiter hinauf Richtung Dôme du Gôuter, als die Sonne das erste Mal hinter dem Mt. Blanc du Tacul hervorlinst und nach kalter Nacht erste Wärme spendet. Angekommen beim Vallot Biwak lassen wir die Skier stecken. Vom Gipfel wollten wir mit den Ski abfahren. Doch zu viel Wind bläst über den Grat. Da kommt man in den Böen mit den weit ausladenden Skiern schnell aus dem Gleichgewicht. Daher gehts nach kurzer Pause mit leichterem Rucksack weiter bergauf. Die Spur verläuft mal rechts, mal links vom Grat. Unser Glück. So finden wir immer wieder fast windstille Orte für kurze Verschnaufer. Trotz guter Akklimatisierung spürt man die zunehmende Höhe und die dünne Luft lässt die Beine nicht mehr gar so flink steigen.

Angekommen am Gipfel mischen sich Gefühle der Freude mit bloßem Staunen über den gigantischen Tiefblick. Die Aiguille du Midi, von Chamonix aus so mächtig erscheinend, liegt 1000 Meter unter uns und wirkt nur noch wie eine kleine Nadel am Grat. Auch die mächtige Grandes Jorasse hat an Größe verloren, stehen wir doch ganz oben auf dem Berg.

Glück muss man haben, um diesen Gipfel ganz ohne Wind zu erleben. Wir freuen uns über mäßigen Wind und beginnen schon bald den Abstieg. Mühelos und fix stiefeln wir die gute Spur über den Bosse Grat wieder hinunter zu unseren Ski. Nach kurzer Pause schlittern wir in großen Bögen gen Tal. Bereits vom Vortag ist die Abfahrt einer schönen Piste gleich eingefahren und lädt zu großen Bögen und ordentlich Tempo ein. Die Passage unter den Serracs passieren wir zügig, nehmen die Hütte nur im Augenwinkel war und stehen vor der Traverse über den Bossons Gletscher. Den Weg kennen wir noch vom Vortag. Doch schon jetzt scheint so manches Loch wieder größer und der Übergang mutiger geworden zu sein. Ein paar kurze Gegenanstiege später bringt uns die Bahn hinunter ins warme Chamonix. Obgleich man gerade noch oben am Gipfel stand, fällt es schon wieder schwer, sich die Kälte und den Wind vorzustellen, wo man jetzt im Shirt bei Cola und Burger sitzt ...

+++++++++++

Für eine Besteigung des Mt. Blanc wird Erfahrung im vergletscherten, sowie winterlichen Hochgebirge erfordert. Seil- und Pickeltechnik für steile blanke Passagen, sowie für Spaltenrettungen werden vorausgesetzt. Sehr wichtig ist eine solide Akklimatisierung vor diesem Projekt. Durch die große Höhe, sowie die ungeschützte Lage des Berges und der gesamten Tour, ist mit extremem Wetter und schnellen Wechseln zu rechnen. Eine Orientierung ist aufgrund des Geländecharakters bei schlechter Sicht schwierig. Bei Unsicherheiten werden Sie gerne von mir oder einem der ortsansässigen Bergführer aus Chamonix unterstützt.

 
02.05.2017, PL
 
Copyright 2016. All rights reserved.
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü